In der tierärztlichen Praxis werden im Spätsommer bzw. Herbst verstärkt Hunde oder auch Katzen vorgestellt, die unter Juckreiz leiden. Eine der möglichen Ursachen kann der Befall durch die Larven der Herbst(gras)milbe (Neotrombicula autumnalis) sein, auch Erntemilbe genannt.
Herbstgrasmilben sind weltweit verbreitet und gehören zu den Spinnentieren. Die erwachsenen Tiere ernähren sich von kleinen Insekten und Insekteneiern, die Milbenlarven sind jedoch zu ihrer Entwicklung auf warmblütige Wirbeltiere angewiesen. Sie befallen neben verschiedenen Säugetieren wie Mäusen, Kaninchen, Hunden, Katzen sogar den Menschen, bei dem sie die sogenannte Erntekrätze hervorrufen.
Die ausgewachsene Herbstgrasmilbe (Abbildung) ist lediglich 2 mm groß. Sie legt ihre Eier auf Moosen oder Grashalmen ab, aus denen die Larven schlüpfen. Diese erklimmen kleinere Pflanzen in ca. 5 bis 20 cm Höhe, von denen sie im Vorbeigehen vom potentiellen Opfer abgestreift werden.
Die Larven sind mit dem bloßen Auge kaum zu erkennen: es handelt sich um ca. 0,3 mm kleine Tierchen mit sechs Beinen, die orangerot gefärbt sind und ein breites Rückenschild, zwei Doppelaugen sowie einen Saugrüssel haben.
Nachdem die Larven sich mit ihren Mundwerkzeugen in die Haut ihres Wirtes gebohrt haben, sondern sie Speichelsekret ab, um die untere Hautschicht zu lösen. Sie ernähren sich von einem Brei aus diesem Speichelsekret und der Zellflüssigkeit des Opfers. Nach einigen Stunden des Saugens fallen die Larven ab und entwickeln sich über weitere Nymphenstadien zu erwachsenen Tieren.
Befall und Symptome
Beim Menschen rufen die Herbstgrasmilben die Erntekrätze (Herbstkrätze, Herbstbeiß) bzw. Stachelbeerkrankheit hervor. Spätestens 24 Stunden, nachdem die Larven abgefallen sind, entstehen die ersten Symptome: Juckreiz, Hautrötungen, juckende Quaddeln. Diese sind häufig von Mückenstichen wenig zu unterscheiden, sitzen an den Beinen, Bauch und anderen warmen Körperoberflächen, vor allem dort, wo die Haut dünn ist und die Kleidung eng anliegt. Nach etwa 10-14 Tagen klingen die Beschwerden spontan ab.
Beim Hund befallen die Milbenlarven den Zwischenzehen-, den Ohr- oder Nasenbereich, finden sich aber auch in der Ellenbogenbeuge, am Bauch und bei der Hündin im Genitalbereich. Bei frischem Befall stellen sie sich als eine orangefarbene Schorfkruste auf der Oberfläche von kleinen Hautveränderungen dar; diese Kruste besteht aus zahlreichen Milbenlarvenkörpern.
Der Befall verursacht quälenden Juckreiz, das der betroffene Hund durch Kratzen oder durch Benagen der Pfoten oder anderen Körperstellen zu lindern sucht. Es können blutige und krustige Hautveränderungen entstehen. Soweit bekannt, übertragen Grasmilben keine Krankheiten.
Vorbeugung
Die Milbenlarven stechen vornehmlich in den Sommer- und Herbstmonaten und sind bei kühlem Wetter eher inaktiv. Sie bevorzugen niedrige Vegetation und finden sich auf Weiden, Wiesen und in Gärten. Bei trockenem, warmem Wetter ist es daher ratsam, diese Orte zu meiden. Besteht der Verdacht, dass man die Milben im eigenen Garten hat, so sollte man die Grünflächen regelmäßig mähen, damit die Larven nicht auf die erhöhten Posten klettern können, um an ihre potentiellen Opfer zu gelangen.
Der Mensch kann sich durch geeignete Kleidung (Schuhe, Hosen) schützen und durch das Auftragen von Insektenabwehrmitteln wie z.B. Autan dem Befall vorbeugen. Auch die Dusche nach dem Aufenthalt im Freien und das Wechseln der Kleidung minimiert das Risiko des Befalls.
Beim Hund kann ein Bad oder das Abduschen nach dem Spaziergang hilfreich sein, um diejenigen Milbenlarven zu entfernen, die sich noch nicht festgebissen haben. Durch das Auftragen von Repellentien wie z.B. ExSpot, Frontline und ähnlichen Produkten, bzw. durch das Tragen eines Zeckenhalsbandes kann man den Herstmilbenbefall vermindern.
Behandlung
Um die Milbenlarven abzutöten, kann man die befallenen Stellen mit 70%igem Alkohol (Ethanol) abreiben. Den meist noch anhaltenden Juckreiz kann man mit entsprechenden Salben entgegenwirken, wobei zu beachten ist, dass der Hund diese Mittel nicht ablecken sollte. Fragen Sie im Zweifelsfall Ihren Tierarzt.