Viele Hundebesitzer und so manche Setterhalter kennen das Problem: man bietet dem Hund sein gewohntes Futter an, dieser nimmt vielleicht auch einige Happen, stellt jedoch nach kurzer Zeit gelangweilt das Fressen ein. Was kann der Hundebesitzer dagegen unternehmen?
1. Schritt: Lassen Sie Ihren Hund zunächst vom Tierarzt gründlich untersuchen.
Verschiedene Erkrankungen manifestieren sich in einer gestörten Futteraufnahme. Eine allgemeine klinische Untersuchung, eine Kotuntersuchung und/oder eine Blutanalyse durch den Tierarzt, bzw. das Labor können hierzu Auskunft geben. Bringen die Untersuchungsergebnisse keine Anhaltspunkte für vorliegende Krankheiten, folgt der
2. Schritt: Überprüfen Sie kritisch Ihr Fütterungsmanagement.
Überwiegend ist der Mensch derjenige, der durch sein Fütterungsmanagement einen Hund herangezogen hat, der beim Fressen wählerisch ist.
Es beginnt in vielen Fällen mit dem Welpen, der in sein neues Zuhause einzieht und innerhalb kürzester Zeit feststellt, dass er den Futternapf nicht mehr gegen seine Geschwister verteidigen muss. Die zugewiesenen Portionen sind großzügig bemessen, weil Herrchen und Frauchen sich an die Angaben auf der Futtermittelpackung halten. Gern wird das neue Familienmitglied auch mit Leckereien verwöhnt.
Das Resultat ist, dass der junge Hund oftmals keinen Hunger hat und Futterrationen auslässt. Viele Besitzer reagieren daraufhin mit "Zugaben" zum Hundefutter, sei es mit Leberwurst, Tischresten oder selbstgekochtem Essen, nach dem Motto "…der Hund muss doch regelmäßig fressen…". Der intelligente Vierbeiner bemerkt, daß es gelegentlich besonderes Futter oder Leckereien gibt und er nur geduldig darauf warten muss. Die Weichen für das spätere Fressverhalten sind gestellt….
Derart aufgezogene Hunde - und hier sind insbesondere die bewegungsfreudigen Setter mit einem hohen Energieverbrauch zu nennen - erscheinen überaus schlank: die Rippen schauen deutlich hervor und die Hüftknochen und die Wirbelsäule heben sich spitz ab. Das ist grundsätzlich gesundheitlich nicht bedenklich.
Der Hundebesitzer, dem sein Hund jedoch zu mager erscheint, versucht dann häufig, nicht nur durch verschiedene Zugaben das Futter aufzuwerten, sondern lässt das Futter den ganzen Tag dem Hund zur freien Verfügung stehen.
Ausgehend davon, dass der Hund evolutionsgeschichtlich ein Jäger ist, erscheint diese Fütterungspraxis weder sinnvoll, noch empfehlenswert. Müsste der Hund sich selbst ernähren, würde er nirgendwo Futter zur freien Verfügung vorfinden. Er müsste es immer erst erbeuten oder erlegen und gegen Futterkonkurrenten verteidigen. Demnach bekommt er nicht täglich was zu fressen und auch nicht täglich gleich große Portionen.
Ein Hund kann etliche Tage lang hungern. Der Zeitraum, bis ein durchschnittlich großer Hund verhungert, dauert bis zu 4 Monate. Demnach bringen 3 bis 4 Tage einem Hund ohne Essen nicht unbedingt in eine lebensbedrohliche Situation, den fürsorgenden Hundehalter jedoch an den Rand der Verzweiflung.
Was könnten Sie tun, damit Ihr Hund gut frisst?
- Lassen Sie kein Futter herumstehen. Paradoxerweise ist gerade derjenige Hund, der immer Futter frei zur Verfügung hat, ein schlechter Fresser.
- Füttern Sie zu festen Zeiten, bzw. im Anschluss an bestimmte Tagesabläufe; das gibt dem Hund Sicherheit.
- Sorgen Sie dafür, dass der Hund nicht beim Fressen abgelenkt wird; setzen Sie ihn gegebenenfalls hierfür in eine geräumige Box.
- Achten Sie darauf, dass der Hund am Napf bleibt; sobald er diesen auch nur wenige Schritte weit verlässt, nehmen Sie den Napf weg.
- Füttern Sie kleine(re) Portionen; lässt der Hund Reste im Napf, ist die von Ihnen gewählte Menge zu groß.
- Schauen Sie beim Füttern auf die Uhr. Futter, das nicht innerhalb von 5 Min. vom Hund gefressen wurde, wird entfernt.
- Füttern Sie in der ersten Zeit der Umstellung (ca. 4 Wochen) keine Leckerchen.
- Reduzieren Sie anfänglich die Anzahl der Mahlzeiten; erst wenn der Hund zuverlässig frisst, können Sie das Futter auf die gewünschte Anzahl der Mahlzeiten verteilen.
- Wählen Sie ein Hochleistungsfutter; falls der Hund nur kleine Mengen frisst, dann sollte er mit dieser Portion die größtmögliche Menge an Nährstoffen aufnehmen.
- Geben Sie dem Hund nach langen Spaziergängen die Gelegenheit, sich erst ein wenig auszuruhen, bevor Sie ihn füttern.
Wenn Ihr verändertes Fütterungsmanagement nicht auf Anhieb klappt, liegt darin kein Grund ungeduldig zu werden oder zu verzweifeln, denn der Hund braucht Zeit, um sich an die veränderte Situation zu gewöhnen. Ein Fressverhalten, das sich über viele Monate eingeprägt hat, lässt sich in der Regel nicht innerhalb weniger Tage ändern.
Ein Hund, der "nachdenkt", ob er denn die angebotene Speise auch essen soll, wird immer ein mäkeliger Fresser bleiben. Erst wenn sein Instinkt ihn dazu veranlasst, zügig und freudig an den Futternapf zu gehen, werden Sie einen Hund haben, der gut frisst.